Besuch bei unseren Partnern in Tansania

Im Rahmen einer privaten Reise nach Tansania haben eine Freundin und ich auch unsere Partnergemeinde am Nordhang des Mount Meru besucht.
Wir wurden extrem herzlich aufgenommen, liebevoll umsorgt und durften an einer Vielzahl von Veranstaltungen und Ereignissen teilnehmen. Um Euch einen kleinen Einblick zu geben, kommt hier ein – unvollständiger – Bericht

Es gibt verschiedene Wege von Arusha auf den Berg, die alle über für uns hochgradig herausfordernde Wege voller Schlaglöcher und Steine führen.
Wir haben uns für den Hinweg für den Weg durch den Arusha Nationalpark (Eintritt 50$ pro Person) entschieden und haben diesen Tag sehr genossen, an dem wir Zebras, Giraffen, Affen, Flamingos und viel mehr in der atemberaubenden Schönheit der Natur bewundern konnten.
Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, das zu erleben, zumal unser Gastgeber Ahimidiwe uns höchstpersönlich herumgefahren hat und uns die besonders schönen Ecken gezeigt hat.

Vorher waren wir bei „unserem“ Bischof Kitoi Nassari und konnten uns mit ihm und einigen Mitarbeitern sehr angeregt über die lutherische Kirche auseinandersetzen, über politische Einschätzungen, über unsere Partnerschaft und Partnerschaften im Allgemeinen und über viele weitere Themen. Da der Bischof selbst 13 Jahre in den USA gelebt hat, ist es für mich jedes Mal interessant, ihm zu begegnen, da er im Prinzip beide Welten kennt.

Kimosonu 2023
Kimosonu 2023
Kimosonu 2023
Kimosonu 2023

Am Freitag war dann unser erster Tag im Dorf. Wir wurden während unseres Aufenthalts unzählige Male herzlichst umarmt, begrüßt, mit Kaffee oder Tee versorgt, dass es mir schier unmöglich ist, das hier alles zu rekapitulieren. Die Freude der Menschen, Besuch aus fernen Landen zu erhalten, ist enorm und die Herzlichkeit extrem. Wir haben uns ausgesprochen wohl und willkommen gefühlt.

Als Erstes haben wir den Kindergarten besucht, der wohl eher mit einer Vorschule zu vergleichen ist. Kinder im Alter von 3-6 werden auf ein möglichst einheitliches sprachliches Niveau gebracht, um dann in der Schule, die in der Landessprache lehrt, gut dem Unterricht folgen zu können (in der Familie wird in der Regel eine weitere Sprache, z.B. Kimeru oder Kimassai gesprochen).
Wir haben erfahren, dass aktuell 18 Kinder den Kindergarten besuchen. Die monatlichen Kosten pro Kind betragen 4€ und selbst die können aktuell nur von den wenigsten Eltern bezahlt werden.

Danach haben wir das Partnerschafts-Komitee getroffen und ihnen die offizielle Einladung unserer Kirchengemeinde für einen Besuch einer Delegation von 6 Personen im Frühjahr 2024 übergeben. Dieses wurde höchst feierlich zelebriert und die Einladung wurde vorgelesen und mit einem Brief, der mir erst vorgelesen und dann übergeben wurde, beantwortet.
Uns allen in Kiel ist bewusst, dass es eine schwierige Aufgabe sein wird, die Wahl für die richtigen Delegierten zu treffen, da vermutlich mehr Menschen reisen möchten, als Plätze zur Verfügung stehen.

Nach dem – köstlichen – Lunch sind wir dann zum -neuen- Probst gefahren und haben mit ihm ebenfalls über die Partnerschaft, die Kirche und Politik geplaudert. Die Menschen interessiert sehr unsere europäische Einschätzung zum Weltgeschehen, aber wir wurden auch immer wieder zur Haltung der Kirche in Deutschland zum Thema Homosexualität befragt.

Ein Besuch auf dem Wochenmarkt von Olkungwado rundete den Tag ab. Allerdings waren wir uns beide einig, dass die dort überaus präsente Armut nur schwer zu ertragen ist. Sie ist dort ausgesprochen greifbar und es ist wirklich bedrückend, zu wissen, dass wir nur so wenig dagegen tun können. Die Privilegien unseres Lebens in Deutschland werden in solchen Momenten noch mal besonders greifbar.

Für den Sonnabend hatte ich im Vorfeld in Zusammenarbeit mit einem Bekannten aus Hamburg, der zufällig gleichzeitig in Tansania war, ein Seminar zum Thema Natives Saatgut/Organic Farming organisiert. Es kam noch ein Farmer aus Uganda dazu.
Die Farmer aus Kimosonu und Umgebung haben den Vortrag mit hohem Interesse verfolgt und waren ausgesprochen motiviert, zumindest auf kleineren Stücken Land einmal auszuprobieren, was ihnen vorgeschlagen wurde. Sie haben noch tagelang davon gesprochen und ich würde mich freuen, wenn die Idee positive Früchte tragen würde.
Die Grundidee ist, mit nativem Saatgut eine stabilere und widerstandsfähigere Frucht zu züchten.

Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, und mit dem wir uns Sonnabend und Sonntag im Rahmen von Ladiesmeetings beschäftigt haben, ist, die Gesundheit von Frauen und Mädchen zu stärken und ihnen zu helfen, ihren Alltag besser bewältigen zu können. Der Bericht dazu findet sich hier: https://akg-kiel.de/monatshygiene-ein-unterschaetztes-thema#more-27108

Am Sonntag durften wir dann dem Frühgottesdienst in Ngabobo (6:30 Uhr) und dem Spätgottesdienst in Kimosonu (10:00 Uhr) beiwohnen. Ein Gottesdienst dauert gut zwei bis zweieinhalb Stunden und aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse hat sich uns das inhaltliche Geschehen nur sehr begrenzt erschlossen.
Dennoch ist es wunderbar, den verschiedenen Chören zu lauschen, die verschiedenen gottesdienstlichen Elemente zu beobachten, Taufen beiwohnen zu dürfen und als Krönung, von einem „alten Bekannten“, dem ehemaligen stellvertretenden Bischof Paulo Urio, von der Kanzel auf Deutsch mit „Guten Morgen“ begrüßt zu werden.

Im Anschluss an die Gottesdienste durften wir jeweils die Grüße aus Kiel überbringen, den Täuflingen ein kleines Geschenk übergeben und dann den Mitgliedern der Gemeinde unsere koffer- und massentauglichen Mitbringsel übergeben, die aus Postkarten, Kulis, kleinen Stofftieren für die Kinder, Zahncreme und Zahnbürsten, Luftballons und vielen weiteren Kleinigkeiten bestand. Über die Sinnhaftigkeit kann man sich trefflich streiten, aber die Freude der Menschen über diese wirklich kleinen Gesten ist so immens, dass ich es vermutlich immer wieder tun würde 😉

Kimosonu 2023
Kimosonu 2023
Kimosonu 2023
Kimosonu 2023

Am Montag haben wir dann die Osiligilai Maasai Lodge besichtigt https://www.osiligilaimaasailodge.co.tz/, ein wirklich interessanter Ort für ein paar Tage Urlaub in „unserem“ Dorf Ngabobo. Der Betreiber ist einer der Ältesten von Ngabobo und es ist ihm offensichtlich wirklich ein Anliegen, etwas für die Gemeinschaft zu tun und gleichzeitig Touristen ein tolles Erlebnis zu bieten.

Im Anschluss haben wir mit den Ältesten (KGR) von Ngabobo geplaudert, um dann nach Ebenezar, der 2019 gegründeten Sub-Parish zu fahren. Dort erwartete uns eine Überraschung, die man komplett vor uns verheimlicht hatte: Ein neues Areal, dass der Kirche zur Verfügung gestellt wurde, sollte eingeweiht werden. Dazu durften Silke und ich das Band zerschneiden und es wurde ein wirklich großes Fest gefeiert. Die jungen Leute haben getanzt, die Chöre gesungen und es gab Pilau, DAS Festtagsgericht schlechthin.
Und Ndafu – eine im Ganzen gebratene Ziege. Die gibt es nach dem Essen und vor dem Verzehr und nach dem Verzehr steht eine hochemotionale und hochbedeutsame Zeremonie (die ich zum Glück schon kannte: https://akg-kiel.de/wenn-man-eine-gebratene-ziege-geschenkt-bekommt-ndafu#more-2856)
Diese Ziege bekamen wir geschenkt und haben kurz überlegt, wie wir sie im Flugzeug transportieren können, haben uns dann aber doch traditionsgemäß entscheiden, sie mit unseren Gastgeben zu teilen, was für große Freude gesorgt hat. Sie war übrigens köstlich und wir haben uns unsere Portion schmecken lassen.
Auch hier haben wir mit den Ältesten geplaudert, noch mehr gesungen und getanzt, noch mehr herzliche Umarmungen kassiert und den Tag extrem genossen.
Eine wirklich gelungene Überraschung, die uns nur bedauern ließ, dass wir dort mit leeren Händen ankamen, weil wir bis zu dem Zeitpunkt jegliches Mitbringsel bereits verschenkt hatten.
Abends, „zuhause“ hat Grace uns – auf meine Bitte hin – beigebracht, wie man Pilau „richtig“ kocht – aber das ist eine separate Geschichte.

Am Dienstag hieß es dann Abschied nehmen. Von unsere Gastfamilie, von den Ältesten von Kimosonu, von der Partnerschaftsgruppe.
Wie konnten diese unglaublich kostbaren Tage nur so extrem schnell vergehen.

Ein paar wichtige Sätze will ich hier noch aufschreiben:
Bwana Asifiwe oder Bwana Yesu asifive – Preis den Herrn
Mungu ni mwema kila wakati – Gott is gut – immer
Chakula kitam – das Essen war sehr gut

Und ich sage: Asante sana – vielen Dank – für die tolle Gastfreundschaft
Und „Badai“ – was soviel wie “bis bald“ heißt.

Mungu awabariki – Gott segne Euch!!

Katha am 7.6.2023

Kimosonu 2023
Kimosonu 2023
Kimosonu 2023
Kimosonu 2023