Besuchsbericht September 2016

Ein segensreicher Besuch aus 7000 km Entfernung liegt hinter uns.
Acht Gäste aus Tansania haben sich auf den weiten Weg gemacht und sind am 2.9.2016 bei uns eingetroffen. Das Willkommen haben wir nicht nur auf dem Flughafen, sondern auch in der Petruskirche gefeiert.
Wichtig war uns in den ersten Tagen, daß die Gäste Kiel und Umgebung kennenlernen konnten uns sich somit in unseren Gefilden akklimatisieren konnten.
Somit waren wir auf dem Wasser unterwegs nach Laboe, haben die Förde vom Ehrenmal von oben betrachtet, haben eine Stadtrundfahrt gemacht, zwei sehr unterschiedliche Bauernhöfe besucht, den Sprung in die Ostsee gewagt: „Ich fand die Freude unserer tansanischen Freundinnen über das Baden in der Ostsee sehr berührend und dass sie den Mut fanden trotz der Anwesenheit der männlichen Teilnehmer der Reisegruppe die Chance auf ein Bad zu nutzen, wenn auch 100 m entfernt.“ ~~ Manuela.
Am Mittwoch haben wir mit dem Stadtpräsidenten geplaudert und den Rathausturm erklommen und abends haben die Gäste sich aufgeteilt und nahmen an einem Chorprojekt teil, um später beim Gemeindefest auftreten zu können. Andere waren in einem Jugend-Hauskreis und wieder andere in einem weiteren Hauskreis. Eine Teilnehmerin schrieb später: „Unsere Gäste aus Kimosonu haben mich durch ihren kraftvollen Glauben und ihre Gelassenheit beeindruckt. Das hat folgende Worte in mir geweckt: „Nichts ist schlimm“. Das wiederum bewirkt Ruhe, Frieden und tiefe Dankbarkeit. Ja, ich bin wirklich sehr dankbar, dass der Herr uns zusammengeführt hat.“ ~~Angelika

Mindestens so wichtig aber, wie die Ausflüge, waren die Gespräche am Rande.
Zum Beispiel „Was ist das Wichtigste, wenn man sich vor einer Gruppe vorstellt? Ganz klar: PRAISE THE LORD rufen! … wie cool ist das denn? Ich glaube das ist eine „Einstellung“, die mir (uns?) oft fehlt.“ ~~ Florian
Oder: „Ich habe Pastor Godluck gefragt, ob in ihrer Kultur jemand auf die Frage nach Gott und Glaube mit dem Zweifel an der Existenz Gottes antworten würde, wie dies in unserer Kultur doch häufig der Fall sei. Er sagte, solch eine Antwort würde er nicht erhalten, die Existenz Gottes ist überhaupt keine Frage.“ ~~ Andreas

Ob beim Kaffeeklatsch, beim Waten im Watt, bei der Fahrt im Bus, beim Frühstück, oder beim Grillen am Strand (die Augen der Gäste hättet Ihr sehen sollen, als das Feuer am Strand anging, die haben uns für verrückt gehalten. Richtig lustig wurde es dann, als die Grills nicht richtig zogen und die Tansanier tatkräftige und hungrige Maßnahmen ergriffen)
… es wurde viel gelacht.
„Der stille Evangelist Stephen (weil er so gut wie kein Englisch sprach) und der stets Würde und Distanz ausstrahlende Probst – wann immer die Gäste unter sich waren, waren diese Beiden führend im Auslösen von nicht enden wollenden Heiterkeitsausbrüchen, so dass der VW-Bus vom lauten Gelächter vibrierte. Ganz offensichtlich die frohmachende Botschaft des Evangeliums!“ ~~ Christoph

Wir haben uns über die Unterschiede der Kulturen ausgetauscht (in Tansania gibt es z.B. ein Gesetz, dass Frauen Röcke tragen MÜSSEN, deswegen tragen sie z.B. nach wie vor über den Hosen sog. Kangas).
Und wir haben einfach sehr viel voneinander und übereinander erfahren, wie z.B.:
Zitat (sinngemäß): „Redet ihr eigentlich viel mit euren Nachbarn? – Nein, wir kennen kaum einen. – (Lachflash Teil 1) … und deswegen habt ihr Hunde, um dann nicht allein zu sein?!? (Lachflash Teil 2). … Bei uns ist das anders. Wir kommunizieren viel mehr. Wenn wir Bus fahren und jemand erzählt gerade ein besonders coole/lustige oder interessante Geschichte, dann verpasst manch einer seine Haltestelle, nur um das Ende mitzubekommen.“ ~~ Heriel/Florian
Die Verwendung einer Waschmaschine wurde getestet und mit riesigen Augen und großem Erstaunen ein Geschirrspüler begutachtet. Daß es sowas gibt, hatten sie noch nicht gehört.

Wichtig waren aber auch die vielen kleinen und großen Begegnungen mit unserem Herrn. Wir alle haben uns sehr getragen gefühlt. Es waren anstrengende Tage, aber wir sind uns einig, wir haben mehr bekommen, als wir gegeben haben und wir sind durch diese Partnerschaft extrem gesegnet.
Ein paar Schlaglichter dazu:
„Probst Mbise sagte mir zum Abschied, „we will pray for you“. Ich habe kein einziges wirklich persönliches Wort mit Pastor Mbise gewechselt, so dass mich dieser Satz sehr überrascht, gefreut und auch berührt hat.“ ~~Maike
„Man konnte die Anwesenheit Gottes im Gottesdienst viel deutlicher spüren.“ ~~Petra
„In unserer Partnerschaft soll nicht der finanzielle Aspekt im Vordergrund stehen, sondern Austausch und Gebet.“ ~~ Goodluck
„Liebe wurde spürbar und erlebbar.“ ~~ Hellen
„Es ist wichtig, den Leuten zu sagen, was es für sie bedeuten könnte, Jesus zu kennen.“ ~~Heriel

Was natürlich auch erstaunt hat – und immer wieder für Erheiterung sorgte: Der andere Umgang mit Essen und Getränken.
So trinkt Hellen (außer Tee) z.B. keine dunklen Säfte/Cola, weil es der Stimme schaden soll
Eine Tasse (!!) Tee allerdings trinkt man mit mindesten drei Löffeln Zucker oder drei Stück Süßstoff (selbiger galt fast schon als Sehenswürdigkeit).
Zum Frühstück gibt’s ein Budderbrot mit Marmelade und Ei! Mhhhhh
Oder: Brötchen mit Leberwurst und zwei Sorten Marmelade …
Kuchen mit Senf
Und natürlich immer wieder Eis, Eis, Eis …

Eins der ganz großen Highlights war das Gemeindefest am 11.9., bei dem Pastor Kweka eine sehr bewegende Predigt gehalten hat, die viele Zuhörer sehr bewegt hat. Alle Lieder haben wir auf Deutsch und auf Kisuaheli gesungen. Und der Gospelchor Holtenau hat schon den Gottesdienst sehr bereichert. Im Anschluss daran gab es ein gigantisches Buffet, viele gute Gespräche und ein Gospelkonzert mit dem großartigen Gospelchor Holtenau.

Als wir uns am nächsten Tag mit 17 Personen aufmachten nach Wittenberg, tauten die Gäste immer weiter auf und eine zunehmend familiäre Stimmung kam auf, wir wurden uns immer vertrauter und gehörten schon richtig zusammen. Das gemeinsame Erlebnis, uns auf den Spuren Luthers zu bewegen – und der Schock der Tansanier, daß ausgerechnet in der Wiege der Reformation die Kirchen fast leer sind, haben uns weiter zusammengebracht.

Bei der Mahlzeit am Abend hat das Eisbein die Gäste in Verzückung versetzt und wer es beim ersten Mal nicht hatte, musste es am zweiten Tag unbedingt essen. Sowas hatten sie nun wirklich nicht erwartet.
Interessant war natürlich auch, daß dies alles bei wahrhaft tansanischen Temperaturen stattfand. Das führt natürlich dazu, daß die Tansanier uns nicht recht glauben wollen, daß unser Wetter bei weitem nicht immer so ist, auch wenn sie es in den ersten Tagen selber erlebt haben.
Die letzten beiden Tage vergingen dann mit Schulbesuchen, dem Besuch beim Probst, der durchaus denkwürdig war. Beide Pröbste, der aus Tansania und der aus Kiel, unterhielten sich, stellten gemeinsame Bekannte fest und hatten somit sofort eine Basis. Dennoch entbrannten durchaus auch Diskussionen darüber, was man tun kann, um mehr Menschen in die Kirchen zu bekommen, ein Thema, das sowohl in Deutschland und Tansania ein Dauerbrenner ist.
Der letzte Tag beinhaltete noch hektische letzte Besorgungen, insbesondere von Fußballzubehör für die vier Fußballteams in Kimosonu und am Abend den schmerzlichen, aber sehr dankbaren Abschied und die vorläufige Verabschiedung des „Memorandum of Partnership“, welches jetzt noch von den Ältesten in Kimosonu abgesegnet werden muss.

Es war am Ende wunderbar, die Gäste auf dem Flug virtuell begleiten zu können und dann zu sehen, daß sie am Airport mit einer Delegation von 30 Menschen erwartet wurden.